Chronik

Die Sammlung Essl im Schloss Möderndorf

Georg Essl I. ist der Begründer der Museumssammlung.

Die Vorfahren stammten aus Sachsen und waren Salzbergleute, die wegen ihres protestantischen Glaubens über Hallein ins Gailtal gekommen waren.
Am 17. 8. 1861 in Reisach im Gailtal geboren, verbrachte Georg Essl in seiner frühesten Jugend die Sommermonate als Ziegenhirte am Reißkofel.

1885 wurde er zum aktiven Wehrdienst in die kaiserliche Armee einberufen und diente beim Infanterieregiment Nr.7, kehrte aber wegen des Todes seines Bruders auf den Bauernhof zurück. Wegen einer nicht erwiderten Jugendliebe zog er in die Fremde. Er kam bis Alexandrien in Ägypten und lernte dort einen jüdischen Wanderlehrer kennen. Rabbi Weissmann nahm ihn als Diener und Reisebegleiter auf seine Reisen von Ägypten nach Palästina mit, wo er zionistische Gemeinden besuchte und betreute. Essl lernte Land und Leute kennen, die vielen Museen und Sehenswürdigkeiten. Es war eine Zeit des erwachenden Interesses für die frühen Hochkulturen, Ausgrabungen boomten. Diese Erlebnisse weckten seine Liebe zur Geschichte und legten den Keim für seine spätere Sammlerleidenschaft. 1864 fand er in Jaffa in der Basler Mission Aufnahme, von wo er zwei Jahre später in die Heimat zurückkehrte, um eine neue Existenz als Kaufmann zu gründen.

1896 trat Georg Essl beim Kaufmann Domainko in Dellach im Gailtal in kaufmännische Lehre.

1897 pachtete er alle Straßenmautstellen von Thörl bis Oberdrauburg.

1898 eröffnete er in Kühwegboden sein erstes kleines Geschäft und führte es mit viel Fleiß, Unternehmungsgeist und mit neuen Geschäftsmethoden erfolgreich.

1902 heiratete Georg Essl Maria Warmuth, seine Mautnerin am Straßenzoll in Postran, die ihm fünf Kinder schenken sollte.

1905 zog er nach Hermagor, wo sich sein Geschäft zu einem führenden Handelsbetrieb im Gailtal entwickelte.

1914 konnte er sein großes Geschäftshaus an der Ecke Bahnhofstraße und Egger-Landstraße eröffnen. Er sorgte in den beiden Weltkriegen und den Nachkriegszeiten für die Versorgung des Bezirkes Hermagor und der Kriegsfronten mit Lebensmitteln und anderen Bedarfsgütern. Er war in vielen Institutionen wie Gemeinde, Sparkasse, Versicherungswesen, 1. Gailtaler Milchverwertung und im Fremdenverkehr tätig.
Mit den Spendengeldern aus einem Schneerosenversand in alle Welt errichtete er 1926 die evangelische „Schneerosenkirche“ in Hermagor als Ergebnis seiner zielstrebigen Beharrlichkeit. In der evangelischen Kirchengemeinde war er maßgeblich tätig.

1932 übergab er den Handelsbetrieb seinem Sohn, der ihn zum Gailtaler Großhandel ausbaute und der die Sammlertätigkeit für das Familienmuseum mit derselben Leidenschaft fortsetzte. Georg Essl I. starb am 20.1.1940.
Durch seinen Handel war im Tal weitum bekannt und kam so in die entlegensten Dörfer und Bauernhäuser. Seine Sammelleidenschaft war bald bekannt, und viele brachten ihm kostbare Schätze, die er für das Museum erwarb. So gelang es ihm, eine wertvolle Sammlung anzulegen, die er zu einem Heimatmuseum ausbaute, das in seinem Geschäftshaus in Hermagor untergebracht war.

Sein Sohn, Kommerzialrat Georg Essl kaufte im Jahr 1982 das Schloss Möderndorf, das baulich saniert, renoviert und eingerichtet wurde.
Das Schloss wies schwere Bauschäden auf und wurde vom Förderungsverein unter dem Obmann BH Siegfried Trattner mit Unterstützung des Landes und der Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See sowie unter Mithilfe von ehrenamtlich Tätigen saniert und renoviert. Am 3. September 2000 übergab die Familie Essl Schloss Möderndorf als Milleniumsgeschenk an die Stadtgemeinde, als Betreiber des Museums fungiert weiterhin der Förderungsverein, nunmehr unter Obmann BH Heinz Pansi, der mit seinem Team etliche Meilensteine setzen konnte und eine positive und zukunftsträchtige Entwicklung angestoßen hat.
Die größten Investitionsmaßnahmen betrafen die komplette Erneuerung des Daches, die Sanierung der Fassade, die Errichtung eines Stiegenaufganges innen und außen sowie den Ausbau des Dachbodens zum modernen Veranstaltungssaal.
Seither war und ist es möglich, Konzerte, Lesungen und Vernissagen im Zweiwochenrhythmus im Schloss anzubieten. Der nunmehr schon traditionelle „Kultursommer im Schloss“ ist Plattform und Begegnungsstätte für die heimische Bevölkerung sowie Künstlerinnen und Künstler aus nah und fern.

Die neuen Herausforderungen für den Museumsverein und die Mitarbeiter liegen in der Weiterentwicklung des Ausstellungs- und Vermittlungswesens. Stillstand darf es hier nicht geben und beschränkte finanzielle Ressourcen gelten als Ausrede nicht. Ein neu entwickeltes Museumsleitbild und eine gezielte Sammlungsstrategie bilden die Richtschnur für das zukünftige Handeln. Sonder- und Themenausstellungen, verstärkte Zusammenarbeit mit den Partnermuseen und eine umfassende Neuordnung der didaktischen Mittel werden dem Museum helfen, sich so zu positionieren, wie man es von einem Regionalmuseum im 21. Jahrhundert und im Schnittpunkt der drei großen europäischen Sprachkulturen erwarten darf.
Investitionen in den Bereichen Beleuchtung, Klima- und Lagerhaltung werden getätigt. Und nicht zuletzt geht es um die wissenschaftliche Aufarbeitung des Objektbestandes. Alle Artefakte und Archivalien des Hauses werden nach modernsten Grundsätzen aufgenommen und digital inventarisiert.