Paolo Santonino

Noch zwei Aufführungen! Am Freitag 30. August & am Sonntag 1. September, jew. um 20.30 im schönen Ambiente des Schlosshofes unter Sternen und bei spätsommerlichen Temperaturen.

Das Stück ist ein Sittenbild des ausgehenden Mittelalters, basierend auf den Aufzeichnungen des Paolo Santonino, dem weltlichen Begleiter des Bischofs Pietro von Caorle, der 1485 von Aquileia aus eine Reise in die von den Türken heimgesuchten Gebiete des Gail- und Drautales unternimmt, um die verwüsteten Kirchen neu zu weihen, Firmungen zu erteilen und die Geistlichkeit zu visitieren. Kernstück ist das auch heute aktuelle Thema: Gewalt durch und an Menschen, besonders an Frauen. Engelbert Obernosterer: „Ich habe versucht, die wichtigsten Züge jener Wendezeit anhand einer möglichen dramatischen Geschichte vorzuführen.“

Der erste Akt spielt am Hof des Görzer Grafen Leonhard in Lienz. Die jung Gräfin Paola aus dem Hause Gonzaga zu Mantua zieht sich für den Empfang des Bischofs an und klagt der Zofe ihr Leid: Von der Mutter in die kulturelle Öde der Dolomitenstadt verheiratet, lebe sie in einem kalten, goldenen Käfig mit einem groben Mann, der anderen Frauen nachstellt.
Der zweite Akt zeigt den Empfang des Bischofs in Kötschach. Der Bischof stellt in seiner Ansprache den Türkeneinfall als verdiente Strafe Gottes für die Sündhaftigkeit der Bevölkerung dar. Ein Narr kommentiert die Predigt aus der Sicht der Unterschichten.
Der dritte Akt zeigt eine Visitation in St. Daniel. Der Vikar, ein volksnaher Geistlicher, gerät in eine Auseinandersetzung mit dem Bischof. Ein Fuhrmann dringt mit seiner 16jährigen Tochter in den Besprechungsraum ein und bittet den Bischof um Hilfe. Der Graf habe seine Tochter geschwängert. Der Bischof ist nicht hilfreich, und rät ihm, auf eine höhere Gerechtigkeit zu hoffen.
Im vierten Akt lamentiert Burgherr Vend von Prießenegg über den Niedergang der ritterlichen Kultur und die Verderbnis der neuen Literatur. Anschließend bedient seine junge Frau Santonino im Bade. Sie beschließen ein nächtliches Stelldichein.
Im fünften Akt verabschieden sich Bischof und Santonino im Zuge eines Rittermahls. Der Fuhrmann dringt in den Saal und will en Grafen öffentlich anklagen. Bei der gewaltsamen Verhaftung durch die Wachen kommt der Fuhrmann zu Tode. Er wird als Rebell und Gefahr für die Ordnung betrachtet, das Fest geht weiter. Die Burgherrin bekommt einen Schwächeanfall. Das Stück endet in einem wüsten Durcheinander, dem Scherbenhaufen der ritterlichen Welt. Santonino kommt aus der Kemenate der Burgherrin und fragt das Publikum, ob es noch einen Sinn hat, diese Ordnung zu stützen.

Die Personen und ihre Darsteller:
Paolo Santonino Michael „Buzgi“ Buchacher Theatergruppe Dellach, Bischof von Caorle Günther Marizzi Kulturverein Mauthen, Paola von Mantua Tina Pugelj Faschingsgilde Hermagor, Leonhard von Görz Erhard Obernosterer Theatergruppe Joker, Zofe der Gräfin Elisabeth Bachmann Theatergruppe Joker, Osram ein Dorforiginal Hubert Waldner Musiker, Barbara Burgfrau auf Prießenegg Sabrina Schrettlinger Theatergruppe Dellach, Georg Burgherr zu Prießenegg Günther Schreibmajer Faschingsgilde Kötschach, Pfarrer Peregrin Markus Gratzer Kohlrößl-Buam, Horumburger Burgherr zu Weidenburg Bernd Herta Theaterpädagoge, Agnes Tochter des Pankratz und der Pankratzin Katharina Ronacher Weißbriach, Pankratzin Doris Lasser GCh Hermagor, Pankratz Hans Peter Kreuzberger Theatergruppe Dellach, Mathilde ein Mädchen aus dem Volk Marie Wölbitsch Schülerin, Ministrantin Lisa Bachmann Schülerin, Küchenchefin auf Prießenegg Lissi Mosser, Theatergrupppe Weißbriach, 1. Wächter Peter Wiedner Faschingsgilde Hermagor, 2. Wächter Jürgen Ereiz Malerei Wieser.
Regie Werner Wölbitsch

www.santonino.at

  • Der Reinerlös der Aufführungen wird dem Soroptimist-Club Hermagor zur Verfügung gestellt. Zielgruppe sind Frauen, die durch männliche Gewalteinflüsse betroffen sind.
  • Bei Regen findet die Aufführung im Stadtsaal in Hermagor statt.